Hat Europa beim Thema Künstliche Intelligenz den Anschluss verloren?
KI-Innovation aus Europa: Mistral AI und Aleph Alpha im Fokus
Das französische KI-Startup Mistral AI gilt als eines der vielversprechendsten Startups Europas. Mistral AI entwickelt sogenannte große Sprachmodelle (Large Language Models), die laut eigener Aussage durchaus mit denen von OpenAI, Google oder Meta mithalten können. Zuletzt wurde das Startup mit über fünf Milliarden US-Dollar bewertet.Das deutsche Pendant zu Mistral AI ist das KI-Startup Aleph Alpha . Das Startup konnte zuletzt seine Umsätze deutlich steigern und kündigte eine neue KI-Strategie an. Statt weiterhin mit den großen Sprachmodellen von Google, Anthropic oder OpenAI zu konkurrieren, wolle Aleph Alpha eine Art Betriebssystem für KI schaffen. Da das Trainieren von Sprachmodellen kostspielig ist und sich damit bisher kaum Geld verdienen lässt, konzentriert sich Aleph Alpha nun auf die Anwendung und nicht mehr auf die Entwicklung. Pharia AI soll das neue KI-Betriebssystem heißen und Unternehmen ermöglichen Künstliche Intelligenz in die gesamte IT-Infrastruktur zu integrieren. Dabei soll ein besonderer Fokus auf Transparenz, Datenschutz und dem europäischen Rechtsrahmen liegen. So verspricht das Startup, dass Pharia AI mit dem europäischen KI-Gesetz konform sei. Bisher sind aber nur Teiles des Betriebssystems fertig entwickelt und die Zukunft wird zeigen, inwiefern sich der Strategiewechsel des Heidelberger Startups auszahlt.
Auch ohne Europäische Player wenden immer mehr Unternehmen in Europa KI an. Im europäischen Vergleich ist Dänemark führend, Deutschland liegt knapp über den EU-Durchschnitt. Die Anwendungsfelder für KI liegen wie weltweit besonders in der IT, dem Kundenservice oder der Logistik. Dennoch fällt auf, dass besonders in Nordamerika die Adaption von KI in Unternehmen weiterverbreitet ist als in Europa. Die Gründe dafür, dass sich noch einige Unternehmen gegen die Nutzung entscheiden, sind zahlreich.
KI-Unternehmen fehlt vor allem Kapital
Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz von KI sind vielfältig. Sie reichen von staatlichen Rahmenbedingungen wie einer intakten Infrastruktur oder einer wirksamen Gesetzgebung bis hin zum Zugang zu Daten, um KI zu trainieren. Ebenso wichtig sind die Rechenleistung, der Zugang zu Kapital, das KI-Know-how der Mitarbeitenden zur Überwachung und zur Interpretation der Ergebnisse sowie die Akzeptanz und das Vertrauen der Gesellschaft und der Mitarbeitenden in KI-Anwendungen.Während bei manchen Kriterien Europa als Vorreiter gilt, hinkt Europa bei anderen Voraussetzungen hinterher. Zum 1. August 2024 trat das lange verhandelte KI-Gesetz der Europäischen Union in Kraft. Der AI-Act gilt als die weltweit erste umfassende Verordnung über Künstliche Intelligenz und soll sicherstellen, dass die in der EU entwickelte und eingesetzte KI vertrauenswürdig ist und die Grundrechte der Menschen geschützt werden. Während die meisten Bürger:innen das KI-Gesetz begrüßen, fürchten Unternehmen eine zu strenge Regulierung und dadurch Wettbewerbsnachteile.
Ebenso als Nachteil gilt in Europa der erschwerte Zugang zu Kapital, insbesondere Risikokapital. Selbst innerhalb der EU gibt es Unterschiede und vor allem Unternehmen in Deutschland fehlt es an Venture Capital. In der Forschung und Entwicklung gilt Europa dagegen als führend. Bei der Anzahl der KI-Forschungspublikationen liegt die EU vor den USA und laut einer Analyse der Stanford University verfügt eine Vielzahl von EU-Ländern über eine KI-Talentkonzentraion in Schlagdistanz zu den weltweit führenden Ländern Israel, Singapur und Südkorea. Dennoch besteht nach wie vor ein Fachkräftemangel und Unternehmen haben Mühe geeignetes Personal mit KI-Expertise zu finden.