Im Zuge der anhaltenden, teilweise tödlichen Gewalt gegenüber Demonstrierenden hat die EU am 17. Oktober gegen elf Personen und vier Organisationen der iranischen Regierung neue Sanktionen in Form von Einreiseverboten und dem Einfrieren ihres Vermögens in der Europäischen Union verhängt. Zu den betroffenen Organisationen gehören laut EU-Amtsblatt unter anderem die Cyber-Einheit der Revolutionsgarden und die Sittenpolizei. Letztere sorgte am 16. September für internationale Schlagzeilen, nachdem die 22-jährige Kurdin Jina Mahsa Amini nach ihrer Verhaftung und angeblichen körperlichen Misshandlung durch die iranischen Sittenwächter in Teheran am 13. September zuerst ins Koma gefallen und zwei Tage später im Krankenhaus verstorben war.
Seit dem Bekanntwerden von Aminis Tod finden weltweit Demonstrationen gegen die Sittenpolizei und die in den Augen von Kritiker:innen unverhältnismäßigen Auflagen für iranische Frauen im öffentlichen Raum statt. Wie unsere Grafik auf Basis von durch Castellum.AI zusammengestellten Daten zeigt, bleibt Russland allerdings das derzeit bei weitem meistsanktionierte Land.
Vor dem Einmarsch in der Ukraine war der Iran mit 3.616 aktiven Sanktionen der USA, der UNO, der EU und Ländern wie Australien, Kanada, Indien und Israel der mit Abstand am meisten sanktionierte Staat. Die Beziehungen zwischen Israel und der Islamischen Republik sind besonders angespannt, da die Streitigkeiten um das iranische Atomwaffenarsenal und die allgemein feindselige Haltung des Landes gegenüber Israel regelmäßig zu eskalieren drohen. Ein Großteil der Sanktionen gegen Syrien, das auf der Liste von Castellum.AI an dritter Stelle steht, geht auf die Ereignisse rund um den syrischen Bürgerkrieg ab 2011 zurück. Nach zivilen Unruhen im Zusammenhang mit der Bewegung des Arabischen Frühlings führten die Zusammenstöße zwischen den Truppen von Präsident Bashar al-Assad und einer ungleichen Koalition aus- und inländischer Akteur:innen zu einer humanitären Krise und der Vertreibung von mehr als der Hälfte der damals etwa 22 Millionen Einwohner Syriens ins In- und Ausland.
An der Spitze der derzeit bestehenden Sanktionen gegen Russland stehen die USA, Schweiz und das Vereinigte Königreich mit 1.660, 1.402 beziehungsweise 1.377 Embargos. Die überwiegende Mehrheit dieser Sanktionen zielt auf Einzelpersonen ab, nur 1.541 der insgesamt 12.662 Sanktionen richten sich gegen juristische Personen. In diesen Zahlen nicht enthalten sind sektorale Sanktionen wie allgemeine Handelsembargos für Gas oder Öl. Zusätzlich zu den Sanktionen, die von Nationalstaaten und internationalen Zusammenschlüssen verhängt wurden, haben sich nach Angaben von Forschern der Yale School of Management über 800 Unternehmen ganz oder teilweise aus dem russischen Markt zurückgezogen, darunter Adidas, Google, Disney, Exxon oder Volkswagen.